Heilpädagogisches Zentrum (HPZ) Irchenrieth schafft „ein Gebäude in der Mitte der Gesellschaft“ – Anlage in Neustadt/WN offiziell eingeweiht – Segnung durch Pfarrer Alfons Forster
Neustadt/WN-Irchenrieth. Wo man auch hinschaut – es gibt nur strahlende und zufriedene Gesichter. Die 24 Bewohner, die Anfang Mai eingezogen waren, sind stolz auf ihr neues Zuhause und genießen dessen Annehmlichkeiten. „Wir haben mit dem ‚Wohnen am Hofgarten‘ ein Gebäude in der Mitte der Gesellschaft geschaffen und setzen somit einen Meilenstein für die Inklusion“, sagte am Freitagnachmittag Christian Stadler, Vorstandsvorsitzender des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Irchenrieth, bei der offiziellen Einweihung und Segnung der Anlage durch Pfarrer Alfons Forster.
Ein kurzer Rückblick: Bereits Anfang März hatten die Handwerker, allesamt aus der nordoberpfälzer Region, die letzten Restarbeiten erledigt, ehe sich die künftigen Bewohner sowie ihre Angehörigen ein erstes Bild von den modernen und lichtdurchfluteten Wohnungen im ehemaligen „Hotel am Hofgarten“ machen durften. Im ersten Quartal 2022 hatten die HPZ-Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz in Neustadt/WN ihre Pläne mit dem ehemaligen „Hotel am Hofgarten“ offiziell vorgestellt.
Bereits knapp acht Wochen später waren die Mitarbeiter der zur HPZ-Werkstätten GmbH gehörenden INTEGRA Weiden um Standortleiter Stefan Böhm und anschließend die MaLaGa-Truppe um Jürgen Schreier mit Tanja Graf zugange. Der Startschuss für den Umbau war mit den Ausräum- und Abrissarbeiten gefallen. Es folgten die Auf- und Umbauphasen. „Es war sportlich, aber: Wir haben den uns vorgenommenen Zeit- und Kostenplan sogar unterschritten“, freute sich Stadler auch bei der Einweihung.
Zu der waren zahlreiche Gäste und Mitarbeiter aus den verschiedensten HPZ-Bereichen gekommen, um bei einem Sommerfest die offizielle Inbetriebnahme des „Wohnens am Hofgarten“ zu feiern. Der Vorstandsvorsitzende begrüßte so u. a. neben seiner Stellvertreterin Brigitte Krause, den Aufsichtsrat um Vorsitzende Birgit Reil, die Mitglieder des HPZ-Aktivkreises, Wohnstätten- und Pflegeheim-Leiter Georg Schießl, Wohnheim-Leiter Rainer Zintl und besonders die Bewohner und Angehörigen des Wohnheimes in Neustadt/WN.
Ebenso hieß er das Ehrenmitglied und ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Johann Bock, die Familie Greifeneder (Vorbesitzer des Hotels am Hofgarten) sowie die unmittelbar angrenzenden Nachbarn und die Politiker Roland Grillmeier (Landrat des Landkreises Tirschenreuth als Vertreter des Bezirkes Oberpfalz), Albert Nickl (stellvertretender Landrat des Landkreises Neustadt/WN) und Sebastian Giering (Neustädter Bürgermeister) willkommen. „Die Stadt Neustadt/WN hat nun 24 Einwohner mehr, die in der kurzen Zeit hervorragend aufgenommen wurden“, so Stadler, dem berichtet worden war, dass „der ein oder andere bereits in der Eisdiele oder beim Zoigl gesichtet“ wurde.
Der Vorstandsvorsitzende machte trotz der Freude kein Hehl daraus, dass das Projekt „Hofgarten“, das am 1. Januar 2019 von der Familie Greifender übernommen worden war, ein sehr schwieriges Projekt gewesen sei. Denn bis zum Startschuss der Umbauarbeiten Mitte 2022 seien über drei Jahre vergangen.
Als Gründe nannte Stadler die Corona-Pandemie, die starren und hohen Anforderungen der AVPflegowqG, die sich zu sehr an den Pflegeheimstandard orientiert hätten. „Es war ein langer Weg, Begründungen zu liefern, warum unsere Bewohner so manche Auflage nicht benötigen. Hierfür mussten etliche Ausnahmegenehmigungen gestellt werden“, sagte er. In diesem Zusammenhang hatte der HPZ-Chef ein großes Lob für den Landkreis Neustadt/WN, für Landrat Andreas Meier und für die Heimaufsicht parat: „Wir haben es geschafft, auch wenn wir wegen der Auflagen das ein oder andere Mal kurz vor der Verzweiflung gestanden waren, einen gemeinsamen Weg zu finden.“ Stadlers Dank galt ebenso dem Bezirk Oberpfalz, der „dieses Vorzeigeprojekt unterstützt habe“ sowie dem HPZ-Team der Bauabteilung mit Frank Wirth und Tanja Obwandner.
Landrat Grillmeier betonte in seiner Rede, dass das HPZ mit dem Projekt in der nördlichen Oberpfalz und in der Stadt Neustadt/WN für ein „großes Stück Inklusion inmitten der Gesellschaft“ gesorgt habe. Es sei mit dem Ankauf im Jahre 2018 eine „kluge und weitsichtige Entscheidung getroffen worden“. Nach dem Umbau mit finanzieller Unterstützung des Bezirkes Oberpfalz sei nun ein Wohnort für 24 Menschen mit geistiger Behinderung entstanden.
Grillmeier weiter: „Der Bezirk hat das Bauvorhaben über den sogenannten ‚Investitionskostenbeitrag‘ gefördert. Denn der Hauptstandort in lrchenrieth muss dringend modernisiert werden, um die gesetzlichen Vorgaben des AVPfleWogG zu erfüllen.“ Das HPZ sei für den Bezirk Oberpfalz ein unverzichtbarer Partner in der nördlichen Oberpfalz, um die gesetzlichen Vorgaben zur Hilfe zur Pflege und für Menschen mit Behinderungen in die Praxis umzusetzen. Er freute sich, dass während des mit Hürden gepflasterten Weg des Umbaus Lösungen gefunden worden seien und wünschte den Bewohnern alles Gute.
Stellvertretender Landrat Nickl bezeichnete das „Wohnen am Hofgarten“ als gelungen. Das HPZ verkörpere auch damit die Menschlichkeit in der Gesellschaft. Er lobte die Zusammenarbeit und den Einsatz der Behörden, durch die ein „tolles Ergebnis“ erreicht worden sei. Der Neustädter Bürgermeister Giering, der eine Torte mit der Aufschrift „Herzlich willkommen in Neustadt/WN“ als Geschenk dabeihatte, sagte kurz und prägnant: „Schön, dass Ihr da seid!“.
Und Aufsichtsratsvorsitzende Reil gab einen ausführlichen und informativen Rückblick auf die Entwicklung des Projektes, das sie für sich und die Aufsichtsratsmitglieder, als eine „Herzensangelegenheit“ bezeichnete. „Wir hatten viele Hürden zu überwinden, aber jetzt haben wir es geschafft“, freute sie sich. Die Segnung durch Pfarrer Alfons Forster, begleitet vom Gitarristen Achim Goldfuß, schloss sich an. Und nach den Führungen durch die Heimbewohner sorgte der Dorfladen Irchenrieth mit seiner Bewirtung für ein rundum gelungenes Sommerfest mit zufriedenen und strahlenden Gesichtern.
Das Wohnprojekt „Hotel am Hofgarten“ im Überblick:
- Wohnform: Gemeinschaftliches Wohnen
- Zielgruppe: Erwachsene Personen mit geistiger Beeinträchtigung, welche in der Lage sind, ihr Leben mit hoher Eigenständigkeit zu gestalten.
- Wohnraum: 24 Wohnplätze
- Ziel: Mit dem Standort im ehemaligen „Hotel am Hofgarten“ in Neustadt/WN schafft das HPZ Irchenrieth ein zentrumsnahes Wohnangebot für Menschen mit geistiger Behinderung, das dem Anspruch des Inklusionsgedankens Rechnung trägt. Die zentrale Lage des Hauses bietet den Bewohner*innen ideale Voraussetzungen für eine uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Einkaufsmöglichkeiten sowie diverse Sport- und Freizeitangebote.