Bayerische Staatsministerin Ulrike Scharf besucht erstmals das HPZ Irchenrieth – Kinder- und Jugendwohnen „Am Kleefeld“ ein „oberpfalzweit einmaliges Projekt“
Irchenrieth/München. Viel Lob und anerkennende Worte auf der einen Seite, aber auch kritische Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge auf der anderen: Auf diesen kurzen Nenner lässt sich der Besuch des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Irchenrieth durch Ulrike Scharf, der bayerischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, am Montagmorgen bringen.
Die CSU-Politikerin lobte die Einrichtung als „tolles Projekt“ und zeigte ebenso Verständnis für die Anregung, die hohen Auflagen bei der Schaffung von Wohnplätzen zu verringern. „Wir müssen hier pragmatischer und flexibler werden“, versprach die 54-Jährige.
Ursprünglich auf eine Stunde war der Ministerinnen-Besuch, der der auf Vermittlung von Landtagsabgeordneten Dr. Stephan Oetzinger zustande gekommen war, begrenzt. Dass es dann doch fast eineinhalb wurden, lag daran, dass Scharf sich vor allem bei der Besichtigung des neuen Kinder- und Jugendwohnens „Am Kleefeld“ die Zeit nahm und für die Belange der HPZ-Vertreter:innen ein offenes Ohr hatte. Immerhin handelte es sich ja auch um eine Premiere: Die aus Erding stammende Ministerin war nämlich erstmals im HPZ zu Gast.
Mit ihr dabei waren Landrat Andreas Meier, Bezirkstags-Vizepräsident Lothar Höher und Irchenrieths Bürgermeister Josef Hammer. Sie wurden von HPZ-Vorstandsvorsitzenden Christian Stadler, Vorstandsmitglied Claudia Prommersberger, Aufsichtsratsvorsitzender Birgit Reil und Stefanie Filchner, Leiterin des Kinder- und Jugendwohnens „Am Kleefeld“ empfangen, informiert und durch das Wohnheim geführt.
Stadler machte in seiner Begrüßung und in seiner kurzen Konzept-Vorstellung deutlich, wie wichtig das 2020 eröffnete Kinder- und Jugendwohnen „Am Kleefeld“ mit seinen in drei Gruppen aufgeteilten 24 Plätzen für drei- bis 20-jährige Kinder und Jugendliche für das HPZ sei. Der HPZ-Chef bezeichnete die Einrichtung, die rund 6,3 Millionen Euro gekostet und mit 1,2 Millionen Euro von der bayerischen Staatsregierung bezuschusst worden war, als „oberpfalzweit einmaliges Projekt“. „Wir sind bereits nahezu komplett belegt und haben bayernweit Anfragen vorliegen. Unsere Kinder fühlen sich hier richtig wohl“, ergänzte Leiterin Stefanie Flichner.
Das Wohnen „Am Kleefeld“ soll nun am 15. Juli, nachdem die Corona-Pandemie mehrmals einen Strich durch Rechnung gemacht hatte, offiziell eingeweiht werden. Stadler dankte in diesem Zusammenhang den Eltern und vielen Spendern, durch die das Wohnheim mit „zusätzlichen Bonbons“ ausgestattet werden konnte. MdL Oetzinger sprach weiterhin von einem „Leuchtturm-Projekt der Region“ und vom HPZ insgesamt als „Marktführer im heilpädagogischen Bereich“, was Ministerin Scharf mit ihrer Einschätzung als „bayernweites Highlight“ bekräftigte.
Irchenrieths Bürgermeister Hammer sagte, dass es sich um ein „lang geplantes Projekt“ gehandelt habe, in dem der Grunderwerb der rund 30.000 Quadratmeter großen Fläche eine entscheidende Rolle gespielt habe. Der Tausch von Grundstücken sei der Schlüssel zum Erfolg gewesen. „Die HPZ-Bewohner:innen sind fest ins Gemeindeleben integriert“, so Hammer. Landrat Meier lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit der HPZ-Standortgemeinde Irchenrieth, die für die nötige Infrastruktur gesorgt habe.
Bezirkstags-Vizepräsident Höher machte deutlich, dass das HPZ einen großen Anteil daran habe, dass Behinderung kein Tabu-Thema mehr sei. „Die Anforderungen, die durch die immer weiter voranschreitende Inklusion entstehen, verändern sich. Daher brauchen wir große Einheiten wie das HPZ, das auch den Weg der Dezentralisierung beschritten hat“. Aufsichtsratsvorsitzende Reil knüpfte an diese Aussagen an und erklärte, wie „wichtig es sei, dass im HPZ alles an einem Platz“ sei. „Wir können vom Kleinkind bis zu den Senioren alles bieten und geben somit allen Betroffenen die nötige Sicherheit“.
In der Gesprächsrunde mit der sehr interessierten und immer wieder nachfragenden Ministerin wurden auch die Themen „Fachkräfte“ und „vorherrschende Auflagen bei der Schaffung von neuen Wohnplätzen“ angerissen. „Wir suchen Fachkräfte, wobei das aber auch daran liegt, dass wir neue Konzepte planen und anbieten“, so HPZ-Vorstandsvorsitzender Stadler, der das „Seniorenwohnen“ als wichtigen künftigen Schwerpunkt nannte.
Er sagte ebenso, dass das HPZ in Zukunft zeitnah in dringend benötigte Wohnplätze, wie zum Beispiel das „Hotel am Hofgarten“ in Neustadt/WN, investieren müsse. Er bemängelte dabei die hohen Auflagen, die es dabei zu überwinden geben würde. Unterstützt wurde er von Landrat Meier, der die Ministerin eindringlich bat, hier Nachbesserungen vorzunehmen.
Scharf dazu: „Wir müssen in diesem Bereich pragmatischer und flexibler werden.“ Ein gemeinsamer Rundgang durch das Kinder- und Jugendwohnen schloss sich an, ehe Flichner und Stadler der CSU-Ministerin zum Abschied noch zwei im HPZ gefertigte Geschenke überreichten.