Stadt Weiden und Landkreis Neustadt/WN sind vom 12. bis zum 15. Juni 2023 Host Town für die Special Olympics World Games in Berlin – In die Nordoberpfalz kommt eine Delegation mit 120 Mitgliedern
216 Host Towns aus 16 Bundesländern, darunter die Stadt Weiden und der Landkreis Neustadt/WN gemeinsam, sind vom 12. bis zum 15. Juni 2023 Gastgeber für Delegationen von Sportler*innen aus aller Welt. Sie bereiten sich in den jeweiligen Regionen abschließend auf die Special Olympics World Games vor, die vom 17. bis 25. Juni 2023 in Berlin und somit erstmals in Deutschland über die Bühne gehen werden. Wir haben uns mit Thomas Fritsch, Leiter der Förderstätte am Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) Irchenrieth, und Vorsitzender des Vereins „HPZ RehaSport e. V.“ über die Bewerbung und bevorstehenden Aufgaben unterhalten.
Herr Fritsch: Was steckt hinter der Idee der Special Olympics?
Thomas Fritsch: Die Special Olympics Deutschland (SOD) ist die deutsche Organisation der weltweit größten und vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell anerkannten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Im Jahr 1968 von Eunice Kennedy-Shriver, einer Schwester von US-Präsident John F. Kennedy, ins Leben gerufen, ist Special Olympics (SO) heute mit 5,2 Millionen Athletinnen und Athleten in 174 Ländern vertreten.
Auf was darf man sich in Berlin bei den World Games 2023 freuen?
Thomas Fritsch: Auf sehr viel natürlich. Es werden rund 7.500 Athletinnen und Athleten sowie Unified Partner, 170 Länder mit ihren Delegationen, 3.000 Trainer und Betreuer, 20.000 freiwillige Helfer, 3.500 Offizielle, Kampf- und Schiedsrichter, 12.000 Familienmitglieder sowie rund 500.000 Zuschauer erwartet. Dazu gibt es Wettbewerbe in 24 Sportarten, die sogenannten ‚Special Olympics Unified Sports®-Wettbewerbe für Teams von Sportlern mit und ohne Behinderung‘, das drei- bis viertägige Host Town-Programm in ganz Deutschland, das Gesundheitsprogramm Healthy Athletes® mit sieben Disziplinen, ein Familienprogramm sowie die feierliche Eröffnungsfeier im Olympiastadion Berlin und die Abschlussfeier auf der Straße des 17. Juni. Zudem sind viele weitere inklusive Projekte und Veranstaltungen geplant.
Sie nannten ja gerade das Host Town-Programm, für das der Landkreis Neustadt/WN und die Stadt Weiden mit ihrer Gemeinschaftsbewerbung den Zuschlag bekommen haben. Erzählen Sie uns doch bitte etwas mehr dazu.
Thomas Fritsch: 216 Host Towns aus 16 Bundesländern empfangen vom 12. und 15. Juni 2023 Special Olympics-Athlet*innen und deren Angehörige vor Beginn der Wettbewerbe in Berlin – darunter in insgesamt 38 Städten, Gemeinden und Landkreisen in Bayern. Mit ihren Projekten werden die Host Towns ein neues Miteinander fördern und Raum für Begegnungen weit über die Special Olympics-World Games hinaus schaffen.
Was sind die generellen Aufgaben der Host Towns?
Thomas Fritsch: Die Host Towns bereiten den Empfang für die internationalen Delegationen. Über die vier Tage sind sie Gastgeber für die Delegationen, die so Land und Leute kennenlernen sollen. Aus der Nähe erfahren sie die regionalen Besonderheiten und Einzigartigkeiten in allen Bundesländern. So werden die Städte, Landkreise und Gemeinden das Bild Deutschlands in der Welt formen. In den Host Towns wird Inklusion zur Inspiration.
Welche Gründe waren Ihrer Meinung ausschlaggebend, dass die Stadt Weiden und der Landkreis Neustadt/WN ausgewählt wurden?
Thomas Fritsch: Den Ausschlag zur Auswahl als Host Town haben vor allem die Konzepte für die inklusiven Projekte vor Ort gegeben. Die Kommunen überzeugten zudem mit Motivation und Ideen. Eine Rolle spielten ebenso praktische Gründe wie die Reisezeiten und -wege. Die Bewerbungen haben Gremien mit bis zu zwölf Mitgliedern aus den jeweiligen Landesverbänden, den Athlet*innen von Special Olympics und Mitarbeitende aus dem Organisationskomitee (LOC) gesichtet und bewertet. Auf Grundlage dieser Evaluierung haben das Präsidium von Special Olympics Deutschland und das LOC in enger Abstimmung mit dem SO-Länderrat die Entscheidungen getroffen.
Welche Rolle spielten bei der Bewerbung der „HPZ RehaSport“-Verein und das HPZ selbst?
Thomas Fritsch: Als Vorsitzender des Vereins habe ich die Bewerbung letztes Jahr in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Weiden und dem Landkreis Neustadt/WN in die Wege geleitet, ehe wir schließlich Ende Januar die Zusage erhielten. Das HPZ, nicht nur aufgrund der Tatsache, dass wir seit 1996 selbst schon viele Sportler*innen zu den Special Olympcis geschickt hatten und auch weiterhin werden, ist dabei ein fester Bestandteil des diesjährigen Host Town-Programmes.
Was heißt das konkret?
Thomas Fritsch: Wir erwarten in der Stadt und Landkreis vom 12. bis 15. Juni 2023 eine Delegation mit rund 120 Mitgliedern, die sich vor den Wettkämpfen in Berlin hier akklimatisieren und vorbereiten soll. In dem viertägigen Programm, das wir anbieten werden, ist unter anderem ein Besuch der KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg und unseres Museumscafés ein fester Bestandteil, den das HPZ organisieren wird.
Gibt es schon ein exaktes Programm, mit dem sich Weiden und der Landkreis Neustadt/WN präsentieren wird?
Thomas Fritsch: Nein, nur einen festen Rahmen. Wir arbeiten derzeit – sofern die durch Corona vorgegebenen Rahmenbedingungen dies zulassen – an einem Programmablauf. Vorgesehen ist aber, dass die Delegation, die bei uns zu Gast sein wird und zentral in Weiden untergebracht sein soll, am ersten Tag anreisen und am letzten natürlich nach Berlin abreisen wird. An den anderen beiden Tagen soll es entweder in Weiden oder im Landkreis einen offiziellen Empfang sowie eine Welcome- und Abschiedsparty geben. Zudem müssen wir noch festlegen, wo die Athletinnen und Athleten vor Ort trainieren, bzw. einen Vorbereitungswettkampf absolvieren, können. Da unsere Vereine eine sehr gute Infrastruktur besitzen, sollte dies hoffentlich kein Problem darstellen. Es ist aber davon abhängig, welche Sportarten in der Delegation vertreten sein werden.
Das hört sich nach sehr viel Arbeit an, oder?
Thomas Fritsch: In der Tat, aber wir kooperieren eng mit den zuständigen Stellen in der Stadt Weiden und am Landratsamt Neustadt/WN. Das funktioniert sehr gut. Wir planen, ein Organisations-Komitee ins Leben zu rufen, an dessen Spitze wir uns einige Persönlichkeiten sehr gut vorstellen könnten. Man könnte zum Beispiel den Ex-Oberbürgermeister und den Alt-Landrat oder die Behindertenbeauftragten dafür ansprechen. Zudem möchten wir bekannte Sportler aus unserer Region, wie vielleicht Eric Frenzel, Terrence Weber, Wolfgang Stöckl oder Gerd Schönfelder, darin integrieren. Denn als Host Town wollen wir uns selbstverständlich bestens und perfekt präsentieren und auch den Kontakt zu unseren Schulen, Vereinen und Einrichtungen herstellen. Obwohl der Sport im Vordergrund steht, darf der pädagogische Auftrag nicht vergessen werden. Es soll Inklusion und Integration vorgelebt werden!
Wissen Sie schon, aus welchem Land die Delegation, die bei uns in der Region zu Gast sein wird, kommt?
Thomas Fritsch: Nein, bislang leider noch nicht. Das erfahren wir erst im Mai. Aber das macht es für uns auch ungemein spannend. Es könnten Sportler*innen aus den USA, aus Brasilien oder aus dem Senegal sein. Für uns dabei klar: Wir freuen uns auf die Begegnung mit Athletinnen und Athleten aus aller Welt – egal wo her!