Bei der Mitgliederversammlung des Vereins „Lebenshilfe für Behinderte e. V. Irchenrieth“ werden beeindruckende Zahlen präsentiert – Zwei besondere Ehrungen
1, 2, 30, 40, 286, 750 und 1.200 – das sind ein Teil der beeindruckenden Zahlen, die der Verein „Heilpädagogisches Zentrum (HPZ) – Lebenshilfe für Behinderte e. V. Irchenrieth“ am Freitagabend bei seiner Mitgliederversammlung im großen Speisesaal des HPZ präsentiert hat. Bei der ernannte der Aufsichtsrat seinen ehemaligen Vorsitzenden Johann Bock für dessen 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit und sein Engagement zum neuen Ehrenmitglied. Zudem wurde Pfarrer Alfons Forster von Aufsichtsratsvorsitzender Birgit Reil für seine inzwischen 40-jährige Arbeit am HPZ geehrt.
HPZ-Vorstandsvorsitzender Christian Stadler hieß in seiner Begrüßung nicht nur seine Stellvertreterinnen Brigitte Krause und Claudia Prommersberger sowie seinen Amtsvorgänger Helmut Dörfler willkommen, sondern natürlich neben den Geehrten auch die Mitglieder des Aufsichtsrates, die anwesenden Vertreter*innen der Städte und Gemeinden, die zahlreichen Vereinsmitglieder und den Irchenriether Bürgermeister Josef Hammer. Er bedankte sich bei allen fürs Kommen. Nach dem Totengedenken für die im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder durch Aufsichtsratsmitglied Helmut Brandl, ging Vorsitzende Reil in ihrem Bericht auf die letzten zwölf Vereinsmonate ein.
Es sei ein durch die Corona-Pandemie und deren vielen Regelungen geprägtes Jahr gewesen, in dem die Eltern ihre Kinder den HPZ-Mitarbeiter*innen anvertraut hätten. „Unsere Einrichtung hat für den bestmöglichen Schutz und Umgang für die Kinder garantiert“, sagte Reil. Sie blickte auf die im September 2020 abgehaltenen Neuwahlen sowie auf sieben Sitzungen zurück. Wirtschaftlich gesehen habe man trotz der schwierigen Zeiten keine Verluste gemacht und mit plus/minus null abgeschlossen.
Als „Sorgenkind“ bezeichnete sie das Hotel am Hofgarten in Neustadt/WN, für dessen Umbau zu einem Wohnheim für leicht behinderte Menschen mit insgesamt vorgesehenen 24 Plätzen es noch keine Genehmigung geben würde. Man habe inzwischen ein neues Konzept vorgelegt und die Heimaufsicht gebeten, die Regelungen zu lockern. Weiterhin sei, so Reil, das Kinder- und Jugendwohnen „Am Kleefeld“ seiner Bestimmung übergeben worden. Eine offizielle Einweihung dessen sowie ein Tag der offenen Tür mit der Aktion „Der längste Schal der Oberpfalz“ würden, sofern es Corona zulasse, folgen.
Abschließend erklärte Reil, dass für den Aufsichtsrat künftig wieder ein Beirat, bestehend aus neun Mitgliedern, installiert werden soll. Ihr Wunsch an die Politik lautete: „Für unseren Bereich muss die Lobby geschafft werden, um viel mehr Gehör zu finden!“
Vorstandsvorsitzender Stadler machte in seinem Bericht deutlich, dass am HPZ aktuell u. a. in der Frühförderung 268 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren, 171 in der Förderschule und in der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE), 476 Werkstattgänger*innen (davon 86 in der Regenbogen-Werkstätte in Weiden) beschäftigt sowie 163 Bewohner*innen in der Wohnstätte und 69 im Pflegeheim untergebracht seien. Das Ambulant Betreute Wohnen kümmere sich um 23 Frauen und Männer, die Offenen Hilfen um 220. „So haben bei unseren Einrichtungen 1.100 bis 1.200 Menschen Platz gefunden, die wiederum von rund 750 Mitarbeiter*innen betreut werden“, wusste Stadler, der zudem weitere interessante Zahlen über den Fuhrpark und die Küche parat hatte.
Corona habe in den letzten zwölf Monaten das Leben am HPZ geprägt. Der Vorstandsvorsitzende lobte in diesem Zusammenhang den Einsatz der Angestellten bei der Erstellung von Hygienekonzepten sowie die Familien und deren Kinder mit Behinderung, die die hoch angelegten Messlatten perfekt eingehalten hätten. Ein Licht am Ende des Tunnels seien schließlich die Impfstoffe gewesen, wenngleich lange nicht klar gewesen sei, dass Behinderten-Einrichtungen priorisiert behandelt werden müssen. Stadler dankte auch dem Impfzentrum, das schnell vor Ort die Impfungen unkompliziert durchgeführt habe, und seiner Stellvertreterin Krause für die perfekte Organisation der Impfaktionen. „Das war ein Meilenstein für uns“, so der HPZ-Chef. Derzeit laufe es in allen HPZ-Einrichtungen wieder nahezu normal, wobei Stadler davor warnte, zu leichtsinnig zu werden. Man sei jedoch für eine mögliche neue Welle im Herbst bestens gerüstet.
Der Vorstandsvorsitzende ging ebenso kurz auf die drei abgeschlossenen Bauprojekte „Obere Förderstätte“, „Kinder- und Jugendwohnen am Kleeefeld“ und „Werkstatt in Irchenrieth“ ein. „Wir können momentan, im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen genügend Betreuung in allen Bereichen bieten“, freute er sich. Vorausschauend sagte er, dass künftig die Werkstätten, bei denen durch die Pandemie viel durcheinander gewirbelt worden sei, ein wichtiges Thema seien. Dort habe man 2020 Umsatzeinbußen zu verzeichnen gehabt, wobei in den letzten Monaten die Auftragslage wieder nach zeigen würde. „Wir sind hier auf einem guten Weg, wobei es zwei bis drei Jahre dauern wird, ehe wir das Niveau vor Corona erreicht haben“, erklärte Stadler.
Der versprach zudem, dass das HPZ in Zukunft in die Projekte „Sanierung/evtl. Neubau der Schule“ sowie „Schaffung von neuen Wohnplätzen“ investieren wolle. Vor allem bei Wohnplätzen sei nämlich die Nachfrage ungebrochen, wobei am Standort in Irchenrieth dringend saniert werden müsse. Auf das „Hotel am Hofgarten“ eingehend lobte Stadler die Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern und Landrat Andreas Meier. Auch wenn es Verzögerungen gegeben habe, sei man guter Dinge und man habe zuletzt die Konzepte angepasst. Entscheidend sei, dass die geforderten sehr hohen Pflegeheimstandards, die für das HPZ nicht zu finanzierende Kosten verursachen würden, aufgrund der vorhandenen Selbstständigkeit der Bewohner*innen gesenkt würden. Stadler, der in Kürze eine Entscheidung erwartet, dazu: „Wir wollen nicht, dass der Hofgarten scheitert. Er wäre ein absolutes Vorzeigeprojekt, das den Anforderungen des Bundesteilhabegesetzes perfekt entsprechen würde.“
Nachdem Martina Grüner, die Leiterin der Offenen Hilfen, den Anwesenden ihre Abteilung näher vorgestellt hatte, bescheinigten die Kassenprüferinnen Waltraud Hierold und Elisabeth Walberer sowie die beauftragten Wirtschaftsprüfer dem Verein eine absolut einwandfreie sogenannte „Taschengeld-Regelung“ und einem den handelsrechtlichen Vorschriften entsprechenden Jahresabschluss. Die einstimmige Entlastung des Aufsichtsrates war somit reine Formsache.
Brigitte Krause als Vorsitzende der „Stiftung Sonnenblume“ erklärte in ihrem kurzen Vortrag, dass die Stiftung trotz Corona „nicht ausgebremst gewesen“ sei. Man habe rund 46.000 Euro Zugewinn gemacht. Krause sicherte zu, auch weiterhin Wünsche der verschiedenen HPZ-Einrichtungen zu unterstützen.
Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Daisy Brenner wies noch auf die Nähaktionen für den „Längsten Schal der Oberpfalz“ hin, die am 11. Oktober und 18. November jeweils ab 19 Uhr im Hotel am Hofgarten geplant seien, ehe Reil Pfarrer Forster ehrte und Aufsichtsrat Dieter Wettinger den ehemaligen Vorsitzenden Bock zum Ehrenmitglied ernannte und sich bei dessen Ehefrau Elisabeth für die Unterstützung der Arbeit ihres Mannes dankte. Bock passend in seiner Dankesrede zum Abschluss der Mitgliederversammlung: „Ein Leben ohne HPZ ist für mich nicht vorstellbar!“