Bei der Mitgliederversammlung des Vereins „Heilpädagogisches Zentrum – Lebenshilfe für Behinderte e. V. Irchenrieth“ wird der neu gegründete Aktivkreis erstmals offiziell vorgestellt

Irchenrieth. Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart und Ausblicke in die Zukunft – die hat es am Freitagabend bei der Mitgliederversammlung des Vereins „Heilpädagogisches Zentrum (HPZ) – Lebenshilfe für Behinderte e. V. Irchenrieth“ im großen Speisesaal des HPZ gegeben. Zudem stellten Aufsichtsratsvorsitzende Birgit Reil und Aufsichtsrat Helmut Brandl den im März 2022 neu gegründeten HPZ-Aktivkreis und dessen geplante Aktionen erstmals offiziell näher vor.

Vorstandsvorsitzender Christian Stadler hieß in seiner Begrüßung nicht nur seine Stellvertreterinnen Brigitte Krause und Claudia Prommersberger willkommen, sondern auch die Mitglieder des Aufsichtsrates, die Bürgermeister Josef Hammer und (Irchenrieth) und Johannes Kett (Theisseil), die weiteren anwesenden Vertreter*innen der Städte und Gemeinden, Pfarrer Alfons Forster sowie die zahlreichen Vereinsmitglieder. Nach dem Totengedenken für die im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder durch Aufsichtsratsmitglied Brandl, ging Vorsitzende Reil in ihrem Bericht auf die letzten zwölf Vereinsmonate ein.

Es sei ein weiterhin durch die Corona-Pandemie und deren vielen Regelungen geprägtes Jahr gewesen, wobei sich inzwischen alles relativ gut eingespielt habe. „Unsere Einrichtung ist gut gerüstet, sollten die Regelungen wieder strenger werden“, sagte sie. Sie blickte auf die im September 2021 Mitgliederversammlung sowie auf sieben Aufsichtsratssitzungen zurück. Und Reil freute sich, dass in den letzten zwölf Monaten einiges auf den Weg gebracht worden sei.

So sei die alte Förderstätte fertig saniert worden und seit August 2022 gebe es die Gruppe 12 für Menschen mit Autismus, die von Susanne Sindersberger geleitet werde. Die Frühförderung habe neue Räume hinzubekommen, wodurch jetzt mehr Kinder in ihrer Entwicklung unterstützt und gefördert werden könnten. Weiterhin seien im November letzten Jahres die ersten Kinder und Jugendlichen ins Kinder- und Jugendwohnen „Am Kleefeld“ eingezogen, ehe die Einrichtung am 15. Juli 2022 eingeweiht worden sei. Ebenso sei einen Tag zuvor der längste Schal der Oberpfalz mit fast 8000 Metern um das Wohnheim gewickelt worden. „Die Schals wollen wir jetzt meterweise gegen eine Spende verkaufen“, so Reil weiter.

Bei der letzten Mitgliederversammlung noch als „Sorgenkind“ tituliert, bezeichnete die Aufsichtsratsvorsitzende das „Hotel am Hofgarten“ in Neustadt/WN jetzt als „Projekt, mit dem nun endlich Inklusion geschaffen und nicht nur darüber gesprochen wird“. Denn im März 2022 sei endlich die Genehmigung für den Umbau erteilt worden. „Ich bin froh, dass es nach langem Hin und Her doch noch zu einem positiven Ergebnis gekommen ist“, fügte sie an.

Ebenso positiv sei es in all den anderen HPZ-Abteilungsbereichen gelaufen. Auch sei das Betriebsergebnis dank der vorausschauenden Arbeit des Vorstandes und der Abteilungsleitungen im letzten Jahr sehr gut gewesen. „Das war eine tolle Arbeit“, erklärte Reil. Ihre Bilanz für die vergangenen zwölf Monate lautete schließlich: „Unsere Betreuten und Mitarbeiter*innen fühlen sich zum großen Teil bei uns sehr wohl. Sie sind gerne in der Einrichtung, ist es doch für die meisten ein Stück Heimat.“ Und sie versprach weiter: „Wir werden uns immer für das Wohl der uns anvertrauten Menschen einsetzen und gemeinsam mit ihnen für eine bessere und selbstbestimmte Zukunft sorgen.“

Vorstandsvorsitzender Stadler machte in seinem Bericht deutlich, dass am HPZ aktuell nahezu in allen Bereichen ein Zuwachs zu verzeichnen sei. So seien u. a. in der Frühförderung 221 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren, 173 in der Förderschule und in der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE), 483 Werkstattgänger*innen beschäftigt. Es gebe 98 Förderstättengänger*innen, 163 Bewohner*innen seien in der Wohnstätte und 70 im Pflegeheim untergebracht. Das Ambulant Betreute Wohnen versorge 25 Frauen und Männer, die Offenen Hilfen ca. 220 Familien. „Es kümmern sich knapp 800 Mitarbeiter*innen um die uns anvertrauten Menschen“, wusste Stadler, der zudem weitere interessante Zahlen über den Fuhrpark (75 Busse, die täglich etwa 500 Personen befördern und pro Jahr 2.031.000 Kilometer zurücklegen) und die Küche (tagtäglich werden dort rund 750 Essen zubereitet) parat hatte.

Corona habe auch in den letzten zwölf Monaten das Leben am HPZ geprägt. Der Vorstandsvorsitzende lobte in diesem Zusammenhang den Einsatz der Angestellten bei der Erstellung von Hygienekonzepten sowie die Familien und deren Kinder mit Behinderung, die die hoch angelegten Messlatten perfekt eingehalten hätten. „Ich weiß, dass unsere Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch sind. Aber: Bislang sind wir jedoch sehr gut mit unseren Konzepten gefahren, was die Infektionszahlen zeigen und wie das Gesundheitsamt uns bestätigt. Einige Lockerungen haben aber auch wir schon vorgenommen, wie z. B. den Wegfall der Maskenpflicht am Arbeitsplatz. Einige Dinge, wie z. B. größere Veranstaltungen mit externen Gästen aber aus Sicherheit für unsere Betreuten eben noch nicht.“

Der Vorstandsvorsitzende ging ebenso kurz auf die Bereiche „Werkstätten“, „Wohnen“, „Personal“ und „Energieversorgung“ ein. Zu den Werkstätten sagte Stadler, dass die Pandemie viele Abläufe durcheinander gebracht und gerade bei den Werkstattbeschäftigten für sehr viel Unruhe gesorgt habe. Ebenso seien aber auch die wirtschaftlichen Aspekte im Auge behalten worden, wobei auch das HPZ – wie viele anderen Firmen auch – enorme Auftragseinbrüche zu verzeichnen gehabt hätte.

„Ich denke aber, wir haben hier, allen voran natürlich das Team von Josef Albang, die richtigen Maßnahmen ergriffen.“ So sei die Situation beruhigt worden und nahezu alle Beschäftigten seien wieder an ihren gewohnten, oder auch an einen neuen, Wunscharbeitsplatz zurückgekehrt. „Wir haben durchgehend alle Betreuungsplätze anbieten können und, ganz erfreulich, die Auftragslage hat auch wieder deutlich angezogen“, so der Vorstandsvorsitzende.

Eine erfreuliche Nachricht sei die im März erteilte Genehmigung für das „Hotel am Hofgarten“ gewesen. Ein schier endloser Kampf sei somit zu Ende gegangen. Denn das geplante Projekt wäre fast mehrfach aufgrund der baulichen Anforderungen und der damit verbunden Kosten gescheitert. Stadler dazu: „Aber wir waren hartnäckig, haben trotz mehrfacher Rückschläge nicht aufgegeben, weil es allen voran auch der Wunsch des Aufsichtsrates war, dieses Projekt zu verwirklichen.“ Auch wenn die aktuelle Situation es schwierig mache, Bauzeiten vorherzusagen, so möchte das HPZ im Jahr 2024 das „Hotel am Hofgarten“ bezugsfertig für 24 Werkstattgänger*innen haben.

Das HPZ benötige aber noch weitere Wohnplätze, um zum einem dringende Sanierungen vornehmen zu können, aber auch um den Bedarf an Wohnplätzen abzudecken. So habe man bereits weit fortgeschrittene Gespräche mit den entscheidenden Stellen geführt und man hoffe, den nächsten Schritt nun zeitnah vornehmen zu können. Weiterhin seien weitere Investitionen, z. B. für die Schulsanierung oder gar für einen Schulneubau, notwendig. Das HPZ, sagte Stadler, arbeite eifrig an den Plänen, die dann den Kosten- und Entscheidungsträgern vorgelegt werden. „Da dies ein sehr langer Prozess sein wird, kann ich heute noch kein Zeitfenster hierfür nennen“, fügte der Vorstandsvorsitzende an.

Ein weiteres wichtiges Thema, mit dem nicht nur das HPZ zu kämpfen habe, seien die fehlenden Fachkräfte. „Bei uns es liegt aber nicht daran, dass uns die Mitarbeiter davonlaufen, sondern daran, dass wir größer werden und die Nachfrage an unserer Betreuung vorhanden ist.“ Stadler machte deutlich, dass sich das HPZ dazu entschieden habe, auf die Gewinnung und Ausbildung von eigenen Nachwuchskräften zu setzen.

Dafür habe man einiges getan und u. a. eine neue Ausbildungsleiterin eingesetzt, die Ausbildungsinhalte mit den einzelnen Einrichtungen abgestimmt sowie auch die Vergütung attraktiver gemacht. „Unser Ziel ist es, der Vielzahl der Auszubildenden frühzeitig und langfristig eine Perspektive in unserem Unternehmen zu geben und sie dann auch als ausgelernte Fachkräfte einzusetzen. Allein in diesem Jahr konnten wir zehn von elf Absolventen eine Stelle anbieten.“

Hinsichtlich der künftigen Energieversorgung und eventuell möglichen Lieferengpässen fügte der Vorstandsvorsitzende an, dass das HPZ „auch hier vorbereitet sein muss“. So habe man bereits über mögliche Einsparpotenziale und Ausfallkonzepte mit den Abteilungsleitern diskutiert: „Da der Herbst jetzt ansteht, haben wir noch einiges zu tun.“

Die negativen Auswirkungen durch die Pandemie seien wir aufgrund umsichtigen Handelns und weiser Entscheidungen in Grenzen gehalten worden, während das HPZ wirtschaftlich gesehen unter den schlechten Vorzeichen dennoch achtbare Ergebnisse erzielt habe und man sich so weiterhin mit den dringend anstehenden und notwendigen Investitionen beschäftigen könne.

Nachdem Josef Albang, der Leiter der Werkstätten GmbH, den Anwesenden seine Abteilung näher vorgestellt hatte, bescheinigten die Kassenprüferinnen Waltraud Hierold und Elisabeth Walberer sowie die beauftragten Wirtschaftsprüfer dem Verein eine absolut einwandfreie sogenannte „Taschengeld-Regelung“ und einem den handelsrechtlichen Vorschriften entsprechenden Jahresabschluss. Die einstimmige Entlastung des Aufsichtsrates war somit reine Formsache.

Brigitte Krause als Geschäftsführerin der „Stiftung Sonnenblume“ erklärte in ihrem kurzen Vortrag, dass es der Stiftung trotz Corona „finanziell gut geht“. Man habe rund 350.000 Euro an Spenden für das Kinder- und Jugendwohnen generiert. Krause sicherte zu, auch weiterhin Wünsche der verschiedenen HPZ-Einrichtungen, wie z. B. für 2023 die INTEGRA, zu unterstützen.

Aufsichtstrat Brandl stellte abschließend das neue Gremium „HPZ-Aktivkreis“ vor, bei dem es sich um die Nachfolge des ehemaligen Beirates handele. Es handele sich hierbei um einen Zusammenschluss von zehn ehrenamtlich Tätigen, die durch ihre Arbeit für noch mehr Kommunikation und Transparenz nach außen sorgen möchte. So sei heuer im Museumscafé Flossenbürg wieder ein Elterncafé geplant und auch in der Weidener Fußgängerzone soll Präsenz gezeigt werden.